Unser Alltag ist ihre Kindheit

oder, Minimalismus und Selbermachen sind keine Kaufgüter

 -Aufhängekarussell für Apfelringe selber machen DIY-

Es gibt da so einen Trend der mich sehr ärgert und zugleich erfreut. Minimalismus und möglichst vieles selber machen. Doch wird auch hier Kapital daraus gemacht.

Nicht nur einen Ratgeber gibt es dazu, nein hunderte und sie suggerieren, das Minimalismus und Plastikfrei und Bio und all daskäuflich sei.

Ist es nicht!

Es ist kapitalisierte Armut. Ja, denn Menschen wie ich sind schon immer so "unterwegs". Wir haben immer schon unsere Phantasie eingesetzt, weil wir keinen dicken Geldbeutel haben. Weil wir keine Ratgeber kaufen und es eben kein käuflicher Lebensstil ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Wenn ich also an die Phantasie appelliere, wie es öfters in meinen Hashtags auf Instagram vorkommt, dann ist das mit Grund.

Ich möchte wachrütteln dafür, dass wir aufhören müssen ewig und alles zu konsumieren.

Ins Tun kommen, das ist nun wiederum die positive Seite dieser "Trendbewegung", ist die beste Vorsorge um sich glücklich zu machen. Konsum steigert nichts! Konsum steigert allerhöchstens die Umsätze von Firmen und Konzernen.

Ins Tun kommen ist quasi die "Vorsorge" um ein gut ausgeprägtes Resilienzvermögen zu entwickeln. Ja dazu gehört noch mehr. Eben... die Phantasie! Und nun?

Spuckt in die Hände, schaltet den Kopf an und tut! Tut!!!! Wenn wir nicht wer dann?

 

Im Januar, als all die vielen toten und nutzlosen Weihnachtsbaumfriedhöfe entstanden, haben wir uns Säge, Schnitzmesser und Astscheren eingepackt.

Denn wie kann man nur all diese Bäume jahrelang in Monokulturen züchten, absägen und für 14Tage ins Wohnzimmer stellen um sie anschließend wegzuwerfen?

Wir waren schockiert wie viele es dieses Jahr wieder waren.

Wie gesagt, wir suchten uns einige schöne heraus und sägten uns Äste, Spitzen und sonstige Teile heraus. Denn es lassen sich wundervoll und viele Teile daraus machen. (Siehe Pinterest, dort habe ich eine Sammlung angelegt in der Weihnachts- und Winterpinnwand).


Wie gedacht, so getan. Ich schleppte die darauf folgenden Tage oft Stöcker und Schnitzmesser in der Handtasche mit mir herum. Jede Möglichkeit wurde also genutzt um ein bisschen zu Schnitzen und zu schmirgeln.

Unter Anderem habe ich mir ein "Mittelteil" heraus gesägt, mit sechs Ästen. Diese habe ich gekürzt und alles von Rinde und Nadeln befreit. Anschließend geschmirgelt und mit Olivenöl eingerieben.

Dann lag dieses gute Stück lange, lange in meinem Arbeitszimmer und wartete auf seinen Einsatz. Geplant war erst ein Mobile, doch dann hatte ichLust mit einer verrückt kreatieven Instagrammerin zusammen zu tun und dieses Teil zu verschenken.

Heute aber, da musste es für unseren Eigengebrauch in den Einsatz. Und das ist gut so.

Seit Tagen rummelt es wieder in meiner Seele. Denn Armut und Minimalsimus sind irgendwie verwand und doch wieder nicht. Kommt immer auf die Perspektive oder den Standort an, gell?

Meiner ist die Armut. Ja. Noch immer leben wir in einer überteuerten Stadt und ich leiste mir nichts! Nicht aus Überzeugung blos.

Und oft denke ich: wie mag es wohl sein, wenn einem in der Kindheit die Möglickeit nicht gegeben wurde, die Phantasie zu entwickeln. Was machen diese (noch Kinder) mal als Erwachsene?

Weil mir die Schraube vom Haken zu lang war und sie unten raus kam, steckte ich eine Kastanie drüber. Zum Aufhängen dient nun eine der viiiielen Strickgabelschnüren meiner Tochter. Sie hat übrigens die Apfelringe aufgehängt. Dabei konnte ich etwas sehr interessantes beobachten.

Ohne das ich etwas sagen musste, hat sie spielerisch-ernsthaft gelernt was Gleichgewicht bedeutet. Das Gleichgewicht ist etwas sehr empfindliches. In jeder Form. Nehme ich etwas weg, fällt auf der anderen Seite evtl. etwas zusammen und/oder umgekehrt.

Lernen durch Selber erfahren und nicht "indoktrinieren" oder aus dem www schnell als Filmchen verpackt, damit das Kind mal still ist.

Und überhaupt: unser Alltag ist ihre Kindheit. Was wir jetzt (vor-) leben, dass ist es was sie später als ihre Kindheit erinnern.

So...ich bin am Ende.  Des Textes. Des Abends. Meiner Tageskraft als Alleinerziehende.

Viel Freude beim Tun :) und zeigt mal, wenn Ihr was nachbaut oder andere tolle Kunstwerke habt aus Weihnachtsbäumen. (Hoffentlich weniger davon in diesem Jahr).